Trotz Stress gut kommunzieren

Übersicht

Der juristische Berufsalltag erfordert stets klare Kommunikation, sei es in Verhandlungen, vor Gericht, in der Mandant:innenberatung oder innerhalb von Teams oder Praxisgruppen. Doch gerade in stressigen Situationen kann die Fähigkeit, klar und effektiv zu kommunizieren, erheblich leiden. Juristinnen und Juristen stehen häufig unter enormem Druck: Sie müssen komplexe rechtliche Sachverhalte verständlich vermitteln, während sie gleichzeitig mit anspruchsvollen Mandanten, engen Fristen und hohen Erwartungen umgehen. Diese Belastungen können leicht zu Missverständnissen, Unklarheiten und sogar Konflikten führen. Es wird daher immer wichtiger, trotz Stress gut zu kommunizieren, um den Herausforderungen des Berufsalltags besser begegnen zu können.

 

Auswirkungen von Stress auf die Kommunikation im juristischen Kontext

Wie wirkt sich Stress auf die Kommunikation aus?

Stress hat weitreichende Auswirkungen auf die Kommunikationsfähigkeit*, insbesondere in Berufen, die hohe Präzision und Klarheit erfordern, wie im juristischen Bereich. Juristinnen und Juristen sind oft mit extremen Stresssituationen konfrontiert, die ihre Fähigkeit, präzise und effektiv zu kommunizieren, erheblich beeinträchtigen können. Die Anforderungen, gleichzeitig schnell und präzise zu arbeiten, können leicht zu Fehlern führen.

Ein typisches Beispiel sind Anwält:innen, die unter Zeitdruck E-Mails an Mandant:innen verfassen. Der Stress, eine Frist einhalten zu müssen, kann dazu führen, dass sie wichtige Details übersehen oder unklar formulieren. Dies führt oft zu Missverständnissen, die im schlimmsten Fall juristische Konsequenzen nach sich ziehen können. Ebenso könnten Anwält:innen in einem Gerichtstermin, wenn sie stark unter Druck stehen, emotional reagieren und dabei die sachliche Ebene verlassen. Dies kann nicht nur ihre Argumentation schwächen, sondern auch ihre professionelle Reputation gefährden.

 

Das Bild ist zweigeteilt und zeigt einen Anwalt, der unter Zeitdruck E-Mails verfasst und danach im Gericht emotional reagiert – steht für die verschiedenen Herausforderungen einer konstruktiven und gute Kommunikation unter Stress im juristischen Arbeitsumfeld.

 

 

 

 

 

 

Ein weiteres Beispiel betrifft Jurist:innen, die von ihren Mandanten massiv unter Druck gesetzt werden. In solchen Situationen besteht die Gefahr, dass vorschnelle rechtliche Ratschläge gegeben werden, ohne alle relevanten Fakten gründlich zu prüfen. Dies kann zu schwerwiegenden Fehlern führen, die den Mandant:innen und die Jurist:innen in rechtliche Schwierigkeiten bringen könnten.

 

Typische Kommunikationsfehler unter Stress

Unter Stress neigen Juristinnen und Juristen dazu, häufige Kommunikationsfehler zu begehen, die sich negativ auf ihre Arbeit auswirken. Einer der häufigsten Fehler ist die unklare Ausdrucksweise. In einer stressigen Verhandlungssituation könnte ein Jurist beispielsweise unpräzise Formulierungen verwenden, was Missverständnisse zwischen den Verhandlungspartnern verursachen kann. Solche Missverständnisse können nicht nur den Ausgang der Verhandlung negativ beeinflussen, sondern auch das Vertrauensverhältnis zwischen den Parteien nachhaltig schädigen.

Ein weiteres Problem ist die Überreaktion auf kritische Rückfragen oder Anmerkungen. Wenn Jurist:innen etwa auf eine unerwartete Frage seitens der Richter:innen unsachlich oder emotional reagieren, kann das ihre Glaubwürdigkeit vor Gericht beeinträchtigen. Solche Reaktionen sind häufig eine direkte Folge von Stress, der die emotionale Kontrolle erschwert und die Fähigkeit, sachlich zu bleiben, untergräbt.

Ein dritter häufiger Fehler ist das übermäßige Verteidigen der eigenen Position in der Kommunikation mit Mandant:innen. Ein junger Anwalt könnte beispielsweise auf eine kritische E-Mail eines Mandanten übermäßig defensiv antworten. Dies kann beim Mandanten den Eindruck erwecken, dass der Anwalt nicht in der Lage ist, konstruktive Kritik anzunehmen, was das Vertrauen in die berufliche Beziehung erheblich beeinträchtigen kann.

Die psychologischen Mechanismen hinter Stress und Kommunikation

Um die Herausforderungen, die Stress auf die Kommunikation ausübt, besser zu verstehen, ist es wichtig, die zugrunde liegenden psychologischen Mechanismen zu kennen. Unter Stress produziert der Körper Stresshormone wie Adrenalin und Cortisol, die die kognitiven Fähigkeiten und die emotionale Kontrolle beeinträchtigen können. Dies führt dazu, dass Juristinnen und Juristen in stressigen Situationen oft nicht in der Lage sind, klar und strukturiert zu denken oder gut zu kommunizieren.

Ein konkretes Beispiel hierfür ist bspw. eine Anwältin, die sich in einer Verhandlungssituation unter starkem Stress befindet. Aufgrund der erhöhten Cortisolspiegel kann ihre Fähigkeit zur klaren Argumentation nachlassen, was dazu führt, dass sie wichtige Punkte übergeht oder sich in ihrer Argumentation verzettelt. Dies kann erhebliche negative Auswirkungen auf den Ausgang der Verhandlung haben.

Ein weiteres Beispiel sind Jurist:innen, die ihr Stresslevel nicht bewusst wahrnehmen und sich durch emotionale Überlastung in einer schwierigen Mandantenbesprechung irrational oder impulsiv verhalten. Solche Verhaltensweisen können nicht nur die Mandant:innen verunsichern, sondern auch das Vertrauen in die Kompetenz der Anwält:innen untergraben.

Schließlich können Juristen und Juristinnen, die sich extrem gestresst fühlen, falsche Prioritäten setzen. Dies kann dazu führen, dass sie wichtige Aspekte einer juristischen Strategie übergehen oder vernachlässigen, was sich negativ auf den Erfolg eines Falls auswirken kann.

 

Unter Stress den richtigen Ton treffen

Die Grundlagen achtsamer Kommunikation

Achtsame Kommunikation ist eine Schlüsselstrategie, um auch in stressigen Situationen gut zu kommunizieren. Für Juristinnen und Juristen bedeutet dies, in jeder Interaktion bewusst und präsent zu sein. Achtsamkeit hilft dabei, die eigenen Emotionen zu regulieren und fokussiert zu bleiben, auch wenn die Situation schwierig wird.

Ein zentrales Prinzip der achtsamen Kommunikation ist das aktive Zuhören. Für Juristinnen und Juristen ist es essenziell, die Anliegen ihrer Mandant:innen, Kolleg:innen oder Gegenparteien genau zu verstehen, bevor sie reagieren. In stressigen Verhandlungssituationen kann aktives Zuhören verhindern, vorschnelle Schlüsse zu ziehen oder wichtige Details zu übersehen. Ein Anwalt, der in einer stressigen Mandantenbesprechung bewusst zuhört, kann präziser auf die Anliegen des Mandanten eingehen und Missverständnisse vermeiden.

 

Juristische Verhandlungsszene in einem modernen Konferenzraum, ein frustrierter Anwalt und eine empathische Anwältin am Tisch – zeigt die Bedeutung von guter Kommunikation, aktivem Zuhören und Empathie in stressigen Verhandlungen.

 

 

 

 

 

 

Ein weiteres Prinzip der achtsamen Kommunikation ist die bewusste Wortwahl. Juristinnen und Juristen sollten sich die Zeit nehmen, ihre Worte sorgfältig zu wählen, um klar und präzise zu kommunizieren. Die Wahrscheinlichkeit, dass das Gesagte bei dem Gegenüber so ankommt, wie es gemeint ist, erhöht sich dadurch deutlich.

Tipps zur wertschätzenden Kommunikation in Stresssituationen

Wertschätzende Kommunikation ist besonders in anstrengenden Momenten wichtig, da sie hilft, das Vertrauen und die Zusammenarbeit aufrechtzuerhalten. Juristinnen und Juristen stehen häufig vor der Herausforderung, auch in angespannten Situationen professionell und respektvoll zu bleiben.

Ein praktischer Tipp ist, die Perspektive des Gegenübers zu berücksichtigen. Wenn eine Juristin beispielsweise in einer hitzigen Diskussion mit einem Mandanten steht, ist es hilfreich, sich bewusst in die Lage des Mandanten zu versetzen. Dies fördert das Verständnis und ermöglicht es, eine respektvolle und konstruktive Kommunikation zu führen.

Ein weiterer Tipp ist, auch unter Stress klare und positive Formulierungen zu verwenden. In einem Gerichtstermin kann es für Anwält:innen entscheidend sein, trotz des Drucks positive und lösungsorientierte Aussagen zu machen. Dadurch wird nicht nur das Gesprächsklima verbessert, sondern es werden auch die Chancen auf ein positives Verhandlungsergebnis erhöht.

Schließlich sollte in jeder Kommunikation Wertschätzung und Respekt deutlich zum Ausdruck kommen. Selbst wenn ein Mandant unzufrieden oder kritisch ist, ist es wichtig, ihm mit Respekt zu begegnen. In einer schwierigen Mandantensituation kann man bewusst positive Rückmeldungen geben und das Gespräch in eine konstruktive Richtung lenken.

Praktische Übungen zur Verbesserung der Kommunikationsfähigkeit unter Stress

Um die Kommunikationsfähigkeit in angespannten Situationen zu verbessern, können Juristinnen und Juristen auf eine Reihe von praktischen Übungen zurückgreifen. Eine effektive Übung ist das Rollenspiel, bei dem unterschiedliche Kommunikationssituationen simuliert werden. Dies hilft, typische Stressreaktionen zu erkennen und Strategien zu entwickeln, um ruhig und effektiv zu bleiben.

Eine andere Übung ist die gezielte Atemtechnik, die in stressigen Momenten angewendet werden kann, um Ruhe zu bewahren. Eine Anwältin, die sich in einer stressigen Verhandlungssituation befindet, könnte eine kurze Atemübung durchführen, bevor sie das Wort ergreift. Dies hilft, die Nerven zu beruhigen und klare Gedanken zu fassen.

Auch die Technik der “Inneren Distanzierung” kann hilfreich sein. Hierbei stellt sich der Jurist vor, er beobachte die Situation aus einer Außenperspektive. Dies kann helfen, emotionale Überreaktionen zu vermeiden und das Gespräch objektiver zu führen. Das empfiehlt sich, wenn er merkt, dass ihn die Emotionen in einem Mandantengespräch zu übermannen drohen.

Kommunikation am Arbeitsplatz verbessern

Die Rolle von Führungskräften bei der Stressbewältigung und Kommunikation

Führungskräfte in Kanzleien und juristischen Abteilungen spielen eine entscheidende Rolle, wenn es darum geht, die Kommunikation unter Stress zu verbessern. Sie sind oft nicht nur für ihre eigene Kommunikation verantwortlich, sondern auch für die ihrer Teams. Gerade in stressigen Phasen, wie z. B. bei der Vorbereitung auf einen wichtigen Gerichtsprozess, die Fristsetzung für eine Klageschrift oder komplexe Beratungsgespräche ist es die Aufgabe der Führungskräfte, ein Umfeld zu schaffen, in dem klare und konstruktive Kommunikation möglich ist.

Ein Beispiel aus der Praxis: Ein Seniorpartner einer Kanzlei leitet eine Besprechung, in der eine komplexe Rechtsstrategie erarbeitet wird. Dabei ist es seine Aufgabe, die verschiedenen Ansichten und Vorschläge der Teammitglieder zu koordinieren und sicherzustellen, dass alle relevanten Informationen präzise und unmissverständlich ausgetauscht werden. Wenn er selbst unter starkem Stress steht und es nicht schafft, Ruhe auszustrahlen und klar zu kommunizieren, kann dies zu Verwirrung und Missverständnissen im Team führen.

 

Ein Senior-Partner leitet ein Teammeeting in einer Anwaltskanzlei, erklärt Strategien, er symbolisiert Ruhe und Klarheit für eine gute und konstruktive Kommunikation in Stesssituationen.

 

 

 

 

 

 

Ein weiteres Beispiel: Eine Abteilungsleiterin in einer Rechtsabteilung muss während einer Krisensituation, etwa einer unerwarteten Klage gegen das Unternehmen, ihr Team durch diese Phase führen. Hier ist es entscheidend, dass sie selbst klar und ruhig kommuniziert, um ihrem Team Orientierung und Sicherheit zu geben. Nur so kann sie verhindern, dass der Stress auf das gesamte Team übergreift und die Kommunikationsprozesse darunter leiden.

Strategien für Teams, um besser unter Stress zu kommunizieren

Für juristische Teams ist es wichtig, Strategien zu entwickeln, die eine effektive Kommunikation auch in herausfordernden Zeiten sicherstellen. Eine bewährte Methode ist die regelmäßige Durchführung von kurzen, aber klar strukturierten Team-Meetings. Diese sollten darauf abzielen, aktuelle Aufgaben zu priorisieren, Missverständnisse auszuräumen und den Informationsfluss zu gewährleisten.

Ein praktisches Beispiel hierfür wäre ein wöchentliches Meeting, in dem ein Team von Rechtsanwält:innen die Fortschritte in laufenden Fällen bespricht. Kurz vor einem wichtigen Gerichtstermin kann dieses Meeting dazu beitragen, die Nerven zu beruhigen und sicherzustellen, dass alle Beteiligten auf dem gleichen Stand sind. Diese Besprechungen zu protokollieren ist ebenfalls wichtig, um sicherzustellen, dass alle Entscheidungen und Aufgaben klar dokumentiert sind und keine Missverständnisse entstehen.

Eine weitere Strategie ist die Etablierung einer offenen Kommunikationskultur, in der alle Teammitglieder ermutigt werden, Fragen zu stellen und Unsicherheiten anzusprechen. Ein Beispiel: Ein Junior-Anwalt in einem großen Fall könnte sich unsicher fühlen, ob er seine Bedenken bezüglich einer bestimmten Rechtsstrategie äußern soll. Wenn die Teamkultur jedoch darauf ausgelegt ist, offene Kommunikation zu fördern, wird er sich eher trauen, seine Bedenken zu äußern, was zu einer insgesamt besseren Kommunikation und letztlich zu einer besseren Fallbearbeitung führen kann.

Wie kann ich meine Kommunikation am Arbeitsplatz verbessern?

Eine der wichtigsten Strategien ist die Selbstreflexion. Es ist hilfreich, regelmäßig das eigene Kommunikationsverhalten zu analysieren und herauszufinden, wo Verbesserungsbedarf besteht. Zum Beispiel könnten Jurist:innen feststellen, dass sie in stressigen Phasen dazu neigen, zu schnell und unüberlegt zu reagieren. Indem sie sich dieser Schwäche bewusst werden, können sie gezielt daran arbeiten, in solchen Situationen langsamer und überlegter zu kommunizieren.

Ein weiteres Beispiel wäre eine Juristin, die feststellt, dass sie unter Stress dazu neigt, passive Formulierungen zu verwenden, was ihre Botschaft abschwächt. Indem sie übt, in solchen Situationen aktiver und direkter zu kommunizieren, kann sie ihre Kommunikationsfähigkeit verbessern und sicherstellen, dass sie ihre Botschaften klar und deutlich sendet und den richtigen Ton trifft.

Schließlich kann es hilfreich sein, Feedback von Kolleg:innen oder Vorgesetzten einzuholen. Eine junge Anwältin könnte beispielsweise ihre Mentorin bitten, ihre Kommunikation in Meetings zu beobachten und ihr Rückmeldungen zu geben, wie sie sich in stressigen Situationen verbessert hat. Dieses Feedback kann wertvolle Hinweise liefern, wie die eigene Kommunikationsfähigkeit weiter gestärkt werden kann.

 

Langfristige Strategien zur Verbesserung der Kommunikationsfähigkeit

Kommunikationsfähigkeit trainieren: Methoden und Tools

Die Verbesserung der Kommunikationsfähigkeit erfordert kontinuierliches Training, insbesondere im juristischen Kontext, wo klare und präzise Kommunikation entscheidend ist. Es gibt verschiedene Methoden und Tools, die Juristinnen und Juristen dabei helfen können, ihre Kommunikationsfähigkeiten langfristig zu stärken.

Eine wirkungsvolle Methode ist das regelmäßige Üben von Redetechniken durch gezieltes Sprachtraining. Beispielsweise können Anwält:innen, die häufig vor Gericht argumentieren, von speziellen Rhetorikkursen profitieren, in denen sie lernen, ihre Gedanken strukturiert und überzeugend zu präsentieren. Diese Kurse bieten auch die Möglichkeit, in simulierten Stresssituationen das freie Sprechen zu trainieren, was besonders wertvoll ist, wenn es darum geht, vor Gericht unter Druck souverän zu bleiben.

Darüber hinaus kann das Führen eines Kommunikationstagebuchs eine effektive Methode sein, um Fortschritte zu dokumentieren und problematische Muster zu identifizieren. Man könnte zum Beispiel regelmäßig notieren, wie man in stressigen Verhandlungssituationen kommuniziert hat und welche Reaktionen man erhalten hat. Durch diese Reflexion lassen sich Schwächen erkennen und gezielt bearbeiten.

Nachhaltige Techniken zur Stressbewältigung und deren Einfluss auf die Kommunikation

Stressbewältigung spielt eine zentrale Rolle bei der Verbesserung der Kommunikationsfähigkeit. Nachhaltige Techniken, die Stress reduzieren, tragen direkt dazu bei, klarer und effektiver zu kommunizieren. Eine solche Technik ist das Erlernen von Achtsamkeitsmeditation. Juristinnen und Juristen, die regelmäßig meditieren, berichten oft von einer verbesserten Fähigkeit, in stressigen Situationen ruhig und fokussiert zu bleiben.

 

Anwalt in einem Büro, der eine Achtsamkeitsmeditation zur Stressbewältigung anwendet. Der Anwalt sitzt an einem Schreibtisch mit verstreuten juristischen Dokumenten und zeigt einen ruhigen Ausdruck - eine gute Vorbereitung für eine gute Kommunikation unter Stress.

Ein Beispiel hierfür ist ein Anwalt, der sich vor wichtigen Gerichtsterminen einige Minuten Zeit nimmt, um durch Achtsamkeitsübungen seine Gedanken zu sammeln und den Stress abzubauen. Diese Praxis hilft ihm, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und in der Verhandlung klarer und präziser zu kommunizieren.

 

 

Eine weitere nachhaltige Technik ist die regelmäßige körperliche Betätigung. Sportliche Aktivitäten wie Laufen oder Yoga sind besonders geeignet, um Stress abzubauen und gleichzeitig das allgemeine Wohlbefinden zu steigern. Eine Juristin, die sich regelmäßig sportlich betätigt, wird wahrscheinlich besser mit den stressigen Anforderungen des Berufsalltags umgehen können, was sich positiv auf ihre Kommunikationsfähigkeit auswirkt.

Auch das Zeitmanagement spielt eine wichtige Rolle. Juristinnen und Juristen, die ihre Aufgaben effizient planen und Prioritäten setzen, können Stress vermeiden und sich besser auf ihre Kommunikation konzentrieren. Beispielsweise könnten sie ihre Aufgaben in kleinere, überschaubare Schritte unterteilen, um Überlastung zu vermeiden und sich in Meetings klarer und fokussierter auszudrücken.

Erfolgreich kommunizieren: Tipps für den Alltag

Neben langfristigen Strategien gibt es auch praktische Tipps, die Juristinnen und Juristen im Alltag anwenden können, um ihre Kommunikation zu verbessern. Einer dieser Tipps ist das bewusste Einhalten von Pausen in Gesprächen. Pausen ermöglichen es, Gedanken zu ordnen und das Gesagte besser zu verarbeiten: In einer hitzigen Diskussion bewusst eine Pause einlegen, um sicherzustellen, dass sie die eigenen Argumente klar und ohne emotionale Überreaktion vorbringen.

Ein weiterer Tipp ist die Verwendung von positiven Formulierungen. Besonders in stressigen Situationen kann es leicht passieren, dass die Kommunikation negativ oder defensiv wird. Eine Juristin könnte daher bewusst darauf achten, positive und konstruktive Sprache zu verwenden, selbst wenn sie mit schwierigen oder kritischen Themen konfrontiert ist. Dies verbessert nicht nur das Gesprächsklima, sondern auch die Effektivität der Kommunikation.

Schließlich ist es ratsam, regelmäßig Feedback einzuholen und sich kontinuierlich weiterzubilden. Juristinnen und Juristen sollten offen für Rückmeldungen von Kolleg:innen und Vorgesetzten sein und diese aktiv in ihre berufliche Entwicklung integrieren. Beispielsweise könnten sie nach einem Verhandlungsgespräch um eine Einschätzung bitten, wie sie ihre Kommunikationsweise noch weiter verbessern können. Dieses Feedback ist ein wertvolles Instrument, um die eigene Kommunikationsfähigkeit stetig zu optimieren.

 

Gewaltfreie Kommunikation im juristischen Kontext

Die Prinzipien der gewaltfreien Kommunikation

Gewaltfreie Kommunikation (GFK) ist eine Methode, die von Marshall B. Rosenberg** entwickelt wurde, um Konflikte zu lösen und eine respektvolle, einfühlsame Kommunikation zu fördern. Im juristischen Kontext kann GFK besonders wertvoll sein, da sie Juristinnen und Juristen hilft, in stressigen und konfliktreichen Situationen klare, verbindliche und respektvolle Gespräche zu führen.

 

Juristisches Team in einem Konferenzraum, das an der Lösung eines komplexen Falls arbeitet. Die Anwälte üben kollaborative und gewaltfreie Kommunikation, wobei einer aufmerksam zuhört und ein anderer ruhig spricht- eine Möglichkeit, um unter Stress gut kommunizieren zu können.

 

 

 

 

 

 

Die 4 zentralen Komponenten der GFK sind Beobachtung, Gefühl, Bedürfnis und Bitte. Diese Schritte helfen dabei, die eigenen Bedürfnisse und die des Gegenübers zu erkennen und zu respektieren, was zu einer effektiveren und weniger konfliktbeladenen Kommunikation führt.

Ein typisches Szenario: Ein Anwalt befindet sich in einer hitzigen Verhandlung, in der die Gegenpartei wiederholt provokante Äußerungen macht. Anstatt sich auf eine Eskalation einzulassen, könnte der Anwalt die Prinzipien der GFK anwenden, indem er zunächst ruhig beobachtet, was gesagt wird, ohne sofort zu bewerten. Er könnte dann seine eigenen Gefühle beschreiben, z. B. “Ich fühle mich frustriert, weil ich den Eindruck habe, dass wir uns nicht auf die eigentlichen Fakten konzentrieren.” Anschließend äußert er sein Bedürfnis, etwa nach einer sachlichen Diskussion, und schließt mit einer klaren Bitte: “Können wir uns darauf einigen, uns auf die rechtlichen Argumente zu konzentrieren?”

Die 4 Ohren der gewaltfreien Kommunikation

Ein essenzieller Bestandteil der gewaltfreien Kommunikation sind die “vier Ohren”***, mit denen Nachrichten empfangen und verarbeitet werden. Diese Ohren beeinflussen, wie wir Menschen auf stressige oder konfliktreiche Kommunikationssituationen reagieren.

1. Urteils-Ohr nach außen: Mit dem anderen stimmt etwas nicht…

Dieses Ohr führt zu Ärger und Aggressionen, die nach außen gerichtet sind. Jemand, der dieses Ohr aktiviert, könnte in einer stressigen Verhandlungssituation auf die Äußerungen der Gegenseite mit Wut und Angriffslust reagieren. Zum Beispiel: Ein Anwalt hört, wie die Gegenseite seine Argumente abwertet, und reagiert mit einer aggressiven Gegenrede, die die Verhandlung eskalieren lässt. Hier könnte er sich stattdessen bewusst machen, dass seine Reaktion von diesem “Urteils-Ohr” geleitet wird, und sich bemühen, sich auf die eigentlichen Fakten zu konzentrieren.

2. Urteils-Ohr nach innen: Mit mir stimmt etwas nicht…

Dieses Ohr führt zu Gefühlen wie Schuld, Scham oder Depression, die gegen sich selbst gerichtet sind. Eine Juristin, die nach einer kritischen Anmerkung eines Mandanten ihr “Urteils-Ohr nach innen” aktiviert, könnte sich übermäßig selbstkritisch betrachten und sich schuldig fühlen, selbst wenn sie in der Sache recht hatte. Ein Beispiel: Ein Mandant äußert Zweifel an der Strategie der Anwältin, woraufhin sie an sich selbst zweifelt und ihre Fähigkeiten infrage stellt. Anstatt sich von Schuldgefühlen überwältigen zu lassen, könnte sie erkennen, dass sie durch dieses Ohr hört, und versuchen, die Kritik objektiv zu betrachten und gegebenenfalls sachlich zu klären.

3. Empathie-Ohr nach innen: Was fühle ich und was brauche ich?

Dieses Ohr fördert das mitfühlende Verständnis für sich selbst. Es hilft Juristinnen und Juristen, sich in stressigen Situationen bewusst zu machen, welche Gefühle und Bedürfnisse sie haben. Ein Anwalt, der sich in einer schwierigen Verhandlung unter Druck gesetzt fühlt, könnte sein Empathie-Ohr nach innen richten und sich fragen: “Was fühle ich gerade wirklich? Vielleicht bin ich gestresst, weil ich den Fall unbedingt gewinnen will. Was brauche ich, um besser zu kommunizieren? Vielleicht mehr Klarheit oder Unterstützung von meinem Team.” Indem er sich diese Fragen stellt, kann er seine Gefühle anerkennen und konstruktiv damit umgehen, anstatt unreflektiert zu reagieren.

4. Empathie-Ohr nach außen: Was fühlt und braucht der/die andere?

Dieses Ohr hilft, das Gegenüber besser zu verstehen und einfühlsam zu reagieren. Wenn eine Juristin das Empathie-Ohr nach außen aktiviert, wird sie sich fragen: “Was fühlt mein Mandant gerade? Welche Bedürfnisse hat er?” Ein Beispiel: Ein Mandant ist verärgert, weil ein Verfahren länger dauert als erwartet. Anstatt defensiv zu reagieren, könnte die Juristin überlegen, welche Gefühle und Bedürfnisse hinter dem Ärger des Mandanten stehen. Vielleicht ist er frustriert und braucht mehr Informationen über den Fortschritt des Verfahrens. Indem sie diese Bedürfnisse erkennt und empathisch darauf eingeht, kann sie das Gespräch in eine konstruktive Richtung lenken.

Gewaltfreie Kommunikation in Verhandlungen

In Verhandlungen kann die Anwendung von GFK dazu beitragen, Missverständnisse zu vermeiden und eine kooperative Atmosphäre zu schaffen. Dies ist besonders wichtig, wenn es um komplexe rechtliche Fragen geht, bei denen Emotionen schnell hochkochen können.

Ein Beispiel: Eine Juristin verhandelt einen Vergleich zwischen zwei Unternehmen, die in einen langwierigen Rechtsstreit verwickelt sind. Während der Verhandlungen kommt es immer wieder zu aggressiven Äußerungen der Gegenseite, die die Gespräche zu blockieren drohen. Die Juristin könnte hier die GFK nutzen, indem sie zunächst sachlich beschreibt, was sie wahrnimmt: “Ich höre, dass es viele Vorwürfe gibt.” Sie könnte dann ihre Gefühle und Bedürfnisse ausdrücken: “Ich fühle mich unwohl mit der aktuellen Dynamik und wünsche mir, dass wir eine Lösung finden, die für beide Seiten tragbar ist.” Schließlich könnte sie eine konstruktive Bitte formulieren: “Können wir uns darauf einigen, uns auf die Kernpunkte zu konzentrieren und eine Lösung zu erarbeiten?”

Gewaltfreie Kommunikation in der Mandantenberatung

Auch in der Mandantenberatung kann GFK hilfreich sein, um schwierige Gespräche respektvoll und lösungsorientiert zu führen. Juristinnen und Juristen sind oft mit Mandanten konfrontiert, die emotional aufgeladen sind, sei es wegen eines persönlichen Schicksalsschlags oder aufgrund von finanziellen oder rechtlichen Bedrohungen. In solchen Situationen ist es wichtig, dass Jurist:innen klar und einfühlsam kommunizieren, um das Vertrauen des Mandanten zu stärken und gleichzeitig sachlich zu bleiben.

Ein praktisches Beispiel: Eine Mandantin ist wütend und enttäuscht, weil ein Gerichtsverfahren nicht den gewünschten Ausgang genommen hat. Der Anwalt könnte mit GFK reagieren, indem er zunächst die Emotionen der Mandantin anerkennt: “Ich sehe, dass Sie sehr verärgert sind, weil das Ergebnis nicht das ist, was Sie sich erhofft haben.” Er könnte dann seine eigenen Gefühle und die Situation erklären: “Es ist auch für mich frustrierend, dass wir nicht das gewünschte Ergebnis erreicht haben, aber es ist wichtig, dass wir jetzt ruhig bleiben und die nächsten Schritte überlegen.” Schließlich könnte er eine konstruktive Lösung vorschlagen: “Können wir uns zusammensetzen und besprechen, welche Optionen wir jetzt haben, um die bestmögliche Lösung für Sie zu finden?”

Gewaltfreie Kommunikation bei internen Teamkonflikten

Auch innerhalb von Teams in Kanzleien oder Rechtsabteilungen können Konflikte entstehen, die eine klare und respektvolle Kommunikation erfordern. Die Anwendung von GFK kann helfen, solche Konflikte zu entschärfen und die Zusammenarbeit zu verbessern.

Ein Beispiel: Ein Konflikt zwischen zwei Teammitgliedern eskaliert, weil beide unterschiedliche Ansichten über die Vorgehensweise in einem wichtigen Fall haben. Die Teamleiterin könnte GFK nutzen, um den Konflikt zu moderieren. Sie könnte zunächst die Situation neutral beschreiben: “Ich habe beobachtet, dass es zwischen euch beiden Spannungen gibt bezüglich der Vorgehensweise in diesem Fall.” Dann könnte sie ihre eigenen Gefühle und Bedürfnisse darlegen: “Ich bin besorgt, dass dieser Konflikt unser gemeinsames Ziel gefährden könnte, und ich wünsche mir, dass wir eine Lösung finden, mit der wir alle leben können.” Schließlich könnte sie eine Bitte äußern: “Können wir uns zusammensetzen und gemeinsam überlegen, wie wir diesen Fall am besten angehen?”

Fazit

Gute und konstruktive Kommunikation unter Stress ist eine unverzichtbare Fähigkeit im juristischen Berufsalltag. Juristinnen und Juristen stehen regelmäßig vor der Herausforderung, auch in schwierigen Situationen klar, präzise und respektvoll zu kommunizieren. Wie im Blogbeitrag aufgezeigt, kann Stress die Kommunikationsfähigkeit erheblich beeinträchtigen und zu Missverständnissen, emotionalen Überreaktionen und unklaren Aussagen führen.

Die Anwendung der Regeln für eine gute Kommunikation unter Stress sowie die Prinzipien der gewaltfreien Kommunikation (GFK) bieten wertvolle Werkzeuge, um diese Herausforderungen zu meistern. Insbesondere die Integration der “4 Ohren” der gewaltfreien Kommunikation – das Urteils-Ohr nach außen und innen sowie die Empathie-Ohren nach innen und außen – ermöglicht es Juristinnen und Juristen, ihre Reaktionen in stressigen Momenten besser zu steuern und sowohl sich selbst als auch ihrem Gegenüber empathisch zu begegnen.

Langfristige Strategien wie regelmäßiges Kommunikationstraining, die bewusste Stressbewältigung und der Einsatz von GFK in Verhandlungen, der Mandantenberatung und bei internen Konflikten tragen dazu bei, die Kommunikationsfähigkeit nachhaltig zu verbessern. Durch diese bewusste Herangehensweise können Juristinnen und Juristen nicht nur ihre eigene Leistung optimieren, sondern auch das Vertrauen und die Zufriedenheit ihrer Mandant:innen und Kolleg:innen stärken.

 

Jurist übt Stressbewältigungstechniken wie achtsames Atmen oder Meditation in einer ruhigen Outdoor-Umgebung. Der Anwalt sitzt in professioneller Kleidung auf einer Parkbank in einem friedlichen Park mit viel Grün und konzentriert sich auf mentale Klarheit und Entspannung.

 

 

 

 

 

 

Um erfolgreich in stressigen Situationen zu kommunizieren, ist es entscheidend, diese Techniken und Prinzipien nicht nur theoretisch zu kennen, sondern auch aktiv im Berufsalltag umzusetzen. Indem du deine Kommunikation bewusst verbesserst, legst du den Grundstein für deinen langfristigen beruflichen Erfolg und eine stärkere zwischenmenschliche Verbindung in einem oft anspruchsvollen Umfeld.

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Allgemeine Infos

Paul Watzlawick, ein bedeutender Kommunikationswissenschaftler, betont in seinem Werk “Menschliche Kommunikation: Formen, Störungen, Paradoxien”, dass Stress die Kommunikation erheblich stören kann. Er erklärt, dass Stress zu einer Verzerrung der Wahrnehmung führt, was die Interpretation von Nachrichten beeinflusst. Menschen, die unter Stress stehen, neigen dazu, Informationen selektiv wahrzunehmen und auf eine Art zu interpretieren, die ihre eigenen Ängste oder Befürchtungen bestätigt. Dies kann zu Missverständnissen, übermäßigen Reaktionen und einem Verlust an Klarheit in der Kommunikation führen.

Watzlawick beschreibt auch, dass unter Stress die Fähigkeit zur differenzierten Kommunikation abnimmt. Stress kann dazu führen, dass Menschen in eine starre Denkweise verfallen, in der sie weniger offen für neue Informationen sind und eher in Schwarz-Weiß-Kategorien denken. Dies erschwert den Dialog und die Lösung von Konflikten, da die Beteiligten ihre Positionen verhärten und weniger auf die Botschaften des Gegenübers eingehen.

Quellen

*Paul Watzlawick – Menschliche Kommunikation: Formen, Störungen, Paradoxien. Dieses Werk behandelt allgemeine Prinzipien der menschlichen Kommunikation und wie Stress Kommunikationsprozesse beeinflussen kann.

**Marshall B. Rosenberg“Gewaltfreie Kommunikation: Eine Sprache des Lebens”. Dieses Buch bildet die Grundlage für die Prinzipien der gewaltfreien Kommunikation (GFK), die in stressigen Kommunikationssituationen Anwendung finden.

***Vera Heim, The Coaching Company

 

Beitragbilder mit KI erstellt.

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ich bin Gerlinde Böhm.

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