Der Führungsalltag verlangt täglich klare, zielgerichtete Kommunikation – sei es in Mitarbeitergesprächen, Meetings, Verhandlungen oder bei der Vermittlung strategischer Entscheidungen. Doch gerade unter Stress kann diese Fähigkeit leicht ins Wanken geraten. Führungskräfte stehen oft unter starkem Druck: Sie müssen komplexe Themen überzeugend vermitteln, während sie mit unterschiedlichen Erwartungen, engem Zeitdruck und einem hohen Verantwortungsbewusstsein jonglieren. Diese Belastung kann schnell zu Missverständnissen, Unklarheiten oder Konflikten führen. Umso wichtiger ist es, auch in herausfordernden Situationen souverän und klar zu kommunizieren – denn gute Kommunikation ist eine der wichtigsten Ressourcen wirksamer Führung.
Auswirkungen von Stress auf die Kommunikation im Führungsalltag
Wie wirkt sich Stress auf die Kommunikation aus?
Stress hat weitreichende Auswirkungen auf die Kommunikationsfähigkeit – insbesondere in Rollen, die ein hohes Maß an Klarheit, Weitsicht und Entscheidungsstärke erfordern, wie es bei Führungskräften der Fall ist. In stressreichen Phasen, etwa bei strategischen Weichenstellungen, Veränderungsprozessen oder in Krisensituationen, kann die Fähigkeit, klar, empathisch und effektiv zu kommunizieren, stark beeinträchtigt sein. Der Spagat zwischen schnellem Handeln und überlegtem Kommunizieren birgt die Gefahr von Missverständnissen oder Fehlinterpretationen.
Ein typisches Beispiel: Eine Führungskraft, die unter Zeitdruck eine wichtige E-Mail an das Team oder die Geschäftsführung verfasst. Der Stress, schnell reagieren zu müssen, kann dazu führen, dass Informationen unvollständig oder unklar formuliert sind. Das wiederum kann zu Unsicherheit im Team oder zu Fehlentscheidungen führen. Auch in Meetings oder schwierigen Mitarbeitergesprächen kann hoher Druck dazu führen, dass Führungskräfte emotionaler reagieren als gewollt – was das Vertrauen und die professionelle Wirkung nachhaltig beeinträchtigen kann.
Ein weiteres Beispiel betrifft Führungskräfte, die von Stakeholdern, Vorgesetzten oder Mitarbeitenden massiv unter Druck gesetzt werden – etwa bei unerwarteten Krisen, Konflikten oder kurzfristigen Entscheidungen. In solchen Situationen besteht die Gefahr, vorschnelle Aussagen oder Zusagen zu treffen, ohne alle relevanten Informationen gründlich geprüft oder intern abgestimmt zu haben. Das kann zu folgenschweren Fehlentscheidungen führen, die nicht nur operative Konsequenzen haben, sondern auch das Vertrauen in die Führungskraft langfristig beeinträchtigen können.
Typische Kommunikationsfehler unter Stress
Unter Stress begehen viele Führungskräfte typische Kommunikationsfehler, die sich negativ auf ihre Wirkung, das Vertrauen im Team und den Unternehmenserfolg auswirken können. Einer der häufigsten ist eine unklare oder missverständliche Ausdrucksweise. In einer angespannten Verhandlung mit Geschäftspartnern oder in einem kritischen Teammeeting kann es passieren, dass Aussagen unpräzise formuliert werden – was zu Fehlinterpretationen führt. Solche Missverständnisse gefährden nicht nur den Projekterfolg, sondern können auch das Vertrauen und die Zusammenarbeit nachhaltig belasten.
Ein weiteres häufiges Problem ist die emotionale Überreaktion auf kritische Rückfragen oder unerwartete Anmerkungen – zum Beispiel von Kolleg:innen, Mitarbeitenden oder dem Vorstand. Wenn eine Führungskraft in solchen Momenten unsachlich oder überempfindlich reagiert, wirkt das schnell unprofessionell und schwächt ihre Autorität. Diese Reaktionen sind oft unmittelbare Stressfolgen, die die Fähigkeit zur Selbstregulation und zu souveränem Auftreten beeinträchtigen.
Ein dritter typischer Fehler: das übermäßige Verteidigen der eigenen Entscheidungen. Wenn Führungskräfte auf Kritik von Mitarbeitenden oder Stakeholdern zu stark reagieren oder in eine Rechtfertigungshaltung verfallen, entsteht schnell der Eindruck, dass sie nicht offen für Feedback sind. Das kann das Klima im Team belasten und das Vertrauen in die Führung beeinträchtigen – insbesondere bei jüngeren oder weniger erfahrenen Führungskräften.
Die psychologischen Mechanismen hinter Stress und Kommunikation
Um die Herausforderungen, die Stress auf die Kommunikation ausübt, besser zu verstehen, ist es wichtig, die zugrunde liegenden psychologischen Mechanismen zu kennen. Unter Stress produziert der Körper Stresshormone wie Adrenalin und Cortisol, die die kognitiven Fähigkeiten und die emotionale Kontrolle beeinträchtigen können. In stressintensiven Führungssituationen kann das dazu führen, dass Führungskräfte nicht mehr klar denken, überlegt handeln oder konstruktiv kommunizieren können.
Ein konkretes Beispiel: Eine Führungskraft befindet sich in einem entscheidenden Strategie-Meeting mit dem Management. Der hohe Druck, schnelle und überzeugende Entscheidungen treffen zu müssen, kann dazu führen, dass sie sich in ihrer Argumentation verliert, wichtige Aspekte vergisst oder ihre Botschaft nicht mehr klar strukturiert vermitteln kann – mit möglichen negativen Konsequenzen für den weiteren Entscheidungsprozess.
Ein weiteres Beispiel: Führungskräfte, die ihr Stresslevel nicht ausreichend wahrnehmen, neigen in schwierigen Mitarbeitergesprächen oder unter starkem Zeitdruck zu impulsiven oder unüberlegten Reaktionen. Diese emotionale Überlastung kann das Team verunsichern und das Vertrauen in die Führungsperson untergraben.
Schließlich zeigt sich unter starkem Stress häufig ein veränderter Fokus: Führungskräfte können unbewusst falsche Prioritäten setzen – etwa operative Aufgaben über strategische Entscheidungen stellen oder wichtige Signale aus dem Team übersehen. Das kann die Zielerreichung und die Teamdynamik langfristig gefährden.
Unter Stress den richtigen Ton treffen
Die Grundlagen achtsamer Kommunikation
Achtsame Kommunikation ist eine Schlüsselstrategie, um auch in stressigen Situationen gut zu kommunizieren. Für Führungskräfte bedeutet dies, in jeder Interaktion bewusst und präsent zu sein. Achtsamkeit hilft dabei, die eigenen Emotionen zu regulieren und fokussiert zu bleiben, auch wenn die Situation schwierig wird.
Ein zentrales Prinzip achtsamer Kommunikation ist das aktive Zuhören. Für Führungskräfte ist es entscheidend, die Anliegen von Mitarbeitenden, Kolleg:innen oder Geschäftspartner:innen wirklich zu verstehen, bevor sie reagieren. Gerade in stressigen Situationen – etwa bei Konfliktgesprächen, Change-Prozessen oder unter hohem Entscheidungsdruck – hilft aktives Zuhören dabei, vorschnelle Urteile zu vermeiden und wichtige Details nicht zu übersehen. Eine Führungskraft, die in einem angespannten Mitarbeitergespräch bewusst zuhört, kann differenzierter reagieren, gezielter unterstützen und Missverständnisse vermeiden. Das stärkt nicht nur das Vertrauen im Team, sondern auch die eigene Wirkung als souveräne Führungspersönlichkeit.
Ein weiteres Prinzip der achtsamen Kommunikation ist die bewusste Wortwahl. Führungskräfte sollten sich die Zeit nehmen, ihre Worte sorgfältig zu wählen, um klar und präzise zu kommunizieren. Die Wahrscheinlichkeit, dass das Gesagte bei dem Gegenüber so ankommt, wie es gemeint ist, erhöht sich dadurch deutlich.
Tipps zur wertschätzenden Kommunikation in Stresssituationen
Wertschätzende Kommunikation ist besonders in anstrengenden Momenten wichtig, da sie hilft, das Vertrauen und die Zusammenarbeit aufrechtzuerhalten. Führungskräfte stehen häufig vor der Herausforderung, auch in angespannten Situationen professionell und respektvoll zu bleiben.
Ein praktischer Tipp ist, die Perspektive des Gegenübers zu berücksichtigen. In einer hitzigen Diskussion mit einem Mitarbeiter oder Kollgen, ist es hilfreich, sich bewusst in die Lage des anderen zu versetzen. Dies fördert das Verständnis und ermöglicht es, eine respektvolle und konstruktive Kommunikation zu führen.
Ein weiterer Tipp ist, auch unter Stress klare und positive Formulierungen zu verwenden. Es kann entscheidend sein, trotz des Drucks positive und lösungsorientierte Aussagen zu machen. Dadurch wird nicht nur das Gesprächsklima verbessert, sondern es werden auch die Chancen auf ein positives Verhandlungsergebnis erhöht.
Schließlich sollte in jeder Kommunikation Wertschätzung und Respekt deutlich zum Ausdruck kommen. Selbst wenn ein Kunde unzufrieden oder kritisch ist, ist es wichtig, ihm mit Respekt zu begegnen. In einer schwierigen Verhandlungssituation kann man bewusst positive Rückmeldungen geben und das Gespräch in eine konstruktive Richtung lenken.
Praktische Übungen zur Verbesserung der Kommunikationsfähigkeit unter Stress
Um die Kommunikationsfähigkeit in angespannten Situationen zu verbessern, können Juristinnen und Juristen auf eine Reihe von praktischen Übungen zurückgreifen. Eine effektive Übung ist das Rollenspiel, bei dem unterschiedliche Kommunikationssituationen simuliert werden. Dies hilft, typische Stressreaktionen zu erkennen und Strategien zu entwickeln, um ruhig und effektiv zu bleiben.
Eine andere Übung ist die gezielte Atemtechnik, die in stressigen Momenten angewendet werden kann, um Ruhe zu bewahren. Eine Anwältin, die sich in einer stressigen Verhandlungssituation befindet, könnte eine kurze Atemübung durchführen, bevor sie das Wort ergreift. Dies hilft, die Nerven zu beruhigen und klare Gedanken zu fassen.
Auch die Technik der “Inneren Distanzierung” kann hilfreich sein. Hierbei stellt sich die Führungskraft vor, sie beobachte die Situation aus einer Außenperspektive. Dies kann helfen, emotionale Überreaktionen zu vermeiden und das Gespräch objektiver zu führen. Das empfiehlt sich, wenn sie merkt, dass sie die Emotionen in einem wichtigen Gespräch zu überwältigen drohen.
Kommunikation am Arbeitsplatz verbessern
Die Rolle von Führungskräften bei der Stressbewältigung und Kommunikation
Führungskräfte spielen eine zentrale Rolle, wenn es darum geht, die Kommunikation unter Stress zu verbessern – nicht nur für sich selbst, sondern auch innerhalb ihrer Teams. Gerade in intensiven Phasen wie strategischen Neuausrichtungen, Projekt-Deadlines oder in Krisensituationen sind sie gefordert, ein Arbeitsumfeld zu schaffen, in dem klare, strukturierte und konstruktive Kommunikation möglich bleibt. Ihr Verhalten hat dabei eine direkte Wirkung auf die Kommunikationskultur des gesamten Teams.
Ein Beispiel aus der Praxis: Eine Bereichsleitung führt ein zentrales Meeting zur Entwicklung einer neuen Unternehmensstrategie. Ihre Aufgabe ist es, unterschiedliche Perspektiven aus dem Team zu bündeln, Prioritäten zu setzen und sicherzustellen, dass Informationen klar und zielführend ausgetauscht werden. Steht sie selbst unter hohem Druck und kommuniziert unklar oder hektisch, überträgt sich diese Unsicherheit auf das Team. Das kann zu Missverständnissen, Frustration oder ineffizienten Entscheidungsprozessen führen.
Ein weiteres Beispiel: Eine Abteilungsleiterin muss in einer akuten Krisensituation – etwa bei einem plötzlichen strategischen Richtungswechsel, einer negativen Schlagzeile oder einem internen Konflikt – ihr Team souverän durch diese Phase führen. In solchen Momenten ist es entscheidend, dass sie selbst klar, ruhig und transparent kommuniziert, um Orientierung zu geben und Sicherheit zu vermitteln. Nur so kann sie verhindern, dass der Stress sich auf das gesamte Team überträgt und die Zusammenarbeit sowie die Kommunikationsprozesse darunter leiden.
Strategien für Teams, um besser unter Stress zu kommunizieren
Für alle Arbeits-Teams ist es wichtig, Strategien zu entwickeln, die eine effektive Kommunikation auch in herausfordernden Zeiten sicherstellen. Eine bewährte Methode ist die regelmäßige Durchführung von kurzen, aber klar strukturierten Team-Meetings. Diese sollten darauf abzielen, aktuelle Aufgaben zu priorisieren, Missverständnisse auszuräumen und den Informationsfluss zu gewährleisten.
Ein praktisches Beispiel hierfür ist ein wöchentliches Teammeeting, in dem Führungskräfte mit ihrem Team die Fortschritte in Projekten oder anstehenden Aufgaben besprechen. Gerade in herausfordernden Phasen – etwa kurz vor einem wichtigen Kundenpitch, Projektabschluss oder Krisenkommunikation – kann ein solches Meeting helfen, die Anspannung zu reduzieren, offene Fragen zu klären und sicherzustellen, dass alle auf dem gleichen Informationsstand sind. Auch das Protokollieren dieser Besprechungen ist essenziell, um Entscheidungen und Verantwortlichkeiten nachvollziehbar festzuhalten und Missverständnissen vorzubeugen.
Eine weitere wirkungsvolle Strategie ist der bewusste Aufbau einer offenen Kommunikationskultur. In einer solchen Kultur fühlen sich Teammitglieder ermutigt, Fragen zu stellen und Unsicherheiten frühzeitig anzusprechen. Ein Beispiel: Ein Teammitglied zweifelt an der Umsetzbarkeit eines geplanten Projektabschnitts, zögert aber, dies offen zu sagen. In einer Führungskultur, die auf Offenheit und psychologische Sicherheit setzt, wird diese Person ihre Bedenken eher äußern – was nicht nur die Kommunikation verbessert, sondern auch zu besseren Ergebnissen und einer resilienteren Teamstruktur führt.
Wie kann ich meine Kommunikation am Arbeitsplatz verbessern?
Eine der wichtigsten Strategien ist die Selbstreflexion. Es ist hilfreich, regelmäßig das eigene Kommunikationsverhalten zu analysieren und herauszufinden, wo Verbesserungsbedarf besteht. Zum Beispiel könnten Führungskräfte feststellen, dass sie in stressigen Phasen dazu neigen, zu schnell und unüberlegt zu reagieren. Indem sie sich dieser Schwäche bewusst werden, können sie gezielt daran arbeiten, in solchen Situationen langsamer und überlegter zu kommunizieren.
Ein weiteres Beispiel wäre ein Teamleader stellt fest, dass er unter Stress dazu neigt, passive Formulierungen zu verwenden, was seine Botschaft abschwächt. Indem er übt, in solchen Situationen aktiver und direkter zu kommunizieren, kann er seine Kommunikationsfähigkeit verbessern und sicherstellen, dass er seine Botschaften klar und deutlich sendet und den richtigen Ton trifft.
Schließlich kann es hilfreich sein, Feedback von Kolleg:innen oder Vorgesetzten einzuholen. Eine junge Führungskraft könnte beispielsweise ihre Mentorin bitten, ihre Kommunikation in Meetings zu beobachten und ihr Rückmeldungen zu geben, wie sie sich in stressigen Situationen verbessert hat. Dieses Feedback kann wertvolle Hinweise liefern, wie die eigene Kommunikationsfähigkeit weiter gestärkt werden kann.
Langfristige Strategien zur Verbesserung der Kommunikationsfähigkeit
Kommunikationsfähigkeit trainieren: Methoden und Tools
Die Verbesserung der Kommunikationsfähigkeit erfordert kontinuierliches Training, insbesondere im Führungskontext, wo klare und präzise Kommunikation entscheidend ist. Es gibt verschiedene Methoden und Tools, die dabei helfen können, die Kommunikationsfähigkeiten langfristig zu stärken.
Eine wirkungsvolle Methode zur Stärkung der kommunikativen Fähigkeiten ist das regelmäßige Training von Redetechniken. Führungskräfte, die häufig präsentieren, verhandeln oder in anspruchsvollen Meetings überzeugen müssen, profitieren besonders von gezieltem Sprach- und Rhetoriktraining. In solchen Trainings lernen sie, ihre Gedanken klar, strukturiert und überzeugend zu formulieren – auch unter Zeitdruck oder in emotional angespannten Situationen. Besonders hilfreich sind Übungen in simulierten Stresssituationen, die es ermöglichen, souveränes Auftreten und klares Denken unter Druck zu trainieren – eine Fähigkeit, die im Führungsalltag oft entscheidend ist.
Darüber hinaus kann das Führen eines Kommunikationstagebuchs eine effektive Methode sein, um Fortschritte zu dokumentieren und problematische Muster zu identifizieren. Man könnte zum Beispiel regelmäßig notieren, wie man in stressigen Verhandlungssituationen kommuniziert hat und welche Reaktionen man erhalten hat. Durch diese Reflexion lassen sich Schwächen erkennen und gezielt bearbeiten.
Nachhaltige Techniken zur Stressbewältigung und deren Einfluss auf die Kommunikation
Stressbewältigung spielt eine zentrale Rolle bei der Verbesserung der Kommunikationsfähigkeit. Nachhaltige Techniken, die Stress reduzieren, tragen direkt dazu bei, klarer und effektiver zu kommunizieren. Eine solche Technik ist das Erlernen von Achtsamkeitsmeditation. Menschen, die regelmäßig meditieren, berichten oft von einer verbesserten Fähigkeit, in stressigen Situationen ruhig und fokussiert zu bleiben.
Ein Beispiel hierfür ist eine Führungskraft, die sich vor wichtigen Meetings oder Präsentationen bewusst ein paar Minuten Zeit nimmt, um mit Achtsamkeitsübungen den Kopf zu klären und Stress abzubauen. Diese Praxis hilft, den Fokus zu schärfen, die innere Ruhe zu stärken und in der Kommunikation klarer, strukturierter und präsenter aufzutreten.
Eine weitere nachhaltige Strategie ist regelmäßige körperliche Bewegung. Aktivitäten wie Laufen, Yoga oder andere Sportarten fördern nicht nur die physische Gesundheit, sondern helfen auch nachweislich, Stress abzubauen. Führungskräfte, die sich regelmäßig bewegen, sind oft ausgeglichener, belastbarer – und kommunizieren bewusster und souveräner im beruflichen Alltag.
Auch ein kluges Zeitmanagement ist ein zentraler Faktor. Führungskräfte, die ihre Aufgaben effizient planen, Prioritäten setzen und Pufferzeiten einbauen, reduzieren nicht nur ihren Stresspegel, sondern verbessern gleichzeitig ihre Fähigkeit, in Meetings oder Gesprächen klar und fokussiert zu kommunizieren. Eine sinnvolle Methode ist es beispielsweise, komplexe Projekte in kleine, machbare Schritte zu unterteilen – das schafft Übersicht und mentale Entlastung.
Erfolgreich kommunizieren: Tipps für den Alltag
Neben langfristigen Strategien gibt es auch praktische Tipps, die Führungskräfte im Alltag anwenden können, um ihre Kommunikation zu verbessern. Einer dieser Tipps ist das bewusste Einhalten von Pausen in Gesprächen. Pausen ermöglichen es, Gedanken zu ordnen und das Gesagte besser zu verarbeiten: In einer hitzigen Diskussion bewusst eine Pause einlegen, um sicherzustellen, dass sie die eigenen Argumente klar und ohne emotionale Überreaktion vorbringen.
Ein weiterer Tipp ist die Verwendung von positiven Formulierungen. Besonders in stressigen Situationen kann es leicht passieren, dass die Kommunikation negativ oder defensiv wird. Eine Führungskraft könnte daher bewusst darauf achten, positive und konstruktive Sprache zu verwenden, selbst wenn sie mit schwierigen oder kritischen Themen konfrontiert ist. Dies verbessert nicht nur das Gesprächsklima, sondern auch die Effektivität der Kommunikation.
Schließlich ist es ratsam, regelmäßig Feedback einzuholen und sich kontinuierlich weiterzubilden. Führungskräfte sollten offen für Rückmeldungen von Kolleg:innen und Vorgesetzten sein und diese aktiv in ihre berufliche Entwicklung integrieren. Beispielsweise könnten sie nach einem Verhandlungsgespräch um eine Einschätzung bitten, wie sie ihre Kommunikationsweise noch weiter verbessern können. Dieses Feedback ist ein wertvolles Instrument, um die eigene Kommunikationsfähigkeit stetig zu optimieren.
Gewaltfreie Kommunikation im Führungsalltag
Die Prinzipien der gewaltfreien Kommunikation
Gewaltfreie Kommunikation (GFK) ist eine Methode, die von Marshall B. Rosenberg** entwickelt wurde, um Konflikte zu lösen und eine respektvolle, einfühlsame Kommunikation zu fördern. Im juristischen Kontext kann GFK besonders wertvoll sein, da sie Führungskräfte hilft, in stressigen und konfliktreichen Situationen klare, verbindliche und respektvolle Gespräche zu führen.
Die 4 zentralen Komponenten der Gewaltfreien Kommunikation (GFK) – Beobachtung, Gefühl, Bedürfnis und Bitte – unterstützen Führungskräfte dabei, in herausfordernden Situationen klar und empathisch zu kommunizieren. Durch diese Schritte lassen sich sowohl die eigenen Bedürfnisse als auch die des Gegenübers erkennen und respektvoll ansprechen – was zu einer lösungsorientierten und weniger konfliktbeladenen Kommunikation führt.
Ein typisches Szenario: Eine Führungskraft befindet sich in einem angespannten Meeting, in dem ein Teammitglied wiederholt provokante oder ablehnende Kommentare äußert. Anstatt sich auf eine Eskalation einzulassen, könnte die Führungskraft die Prinzipien der GFK anwenden. Sie beobachtet zunächst ruhig, was gesagt wird, ohne vorschnell zu bewerten. Dann benennt sie ihre Gefühle, z. B.: „Ich merke, dass ich mich zunehmend unwohl fühle, weil wir vom eigentlichen Ziel des Meetings abweichen.“ Darauf äußert sie ihre Bedürfnis – etwa nach einem konstruktiven, lösungsorientierten Austausch – und eine konkrete Bitte: „Können wir uns darauf konzentrieren, wie wir das Projekt gemeinsam voranbringen können?“
Die 4 Ohren der gewaltfreien Kommunikation
Ein essenzieller Bestandteil der gewaltfreien Kommunikation sind die “vier Ohren”***, mit denen Nachrichten empfangen und verarbeitet werden. Diese Ohren beeinflussen, wie wir Menschen auf stressige oder konfliktreiche Kommunikationssituationen reagieren.
1. Urteils-Ohr nach außen: Mit dem anderen stimmt etwas nicht…
Dieses „Ohr“ führt häufig zu Ärger und aggressiven Reaktionen, die nach außen gerichtet sind. Eine Führungskraft, die unter Druck steht und durch dieses Ohr hört, könnte zum Beispiel auf kritische Rückmeldungen eines Teammitglieds mit scharfer Abwehr oder einem Gegenangriff reagieren – etwa: „Das ist doch völliger Unsinn, was Sie da sagen!“ Diese Reaktion kann Spannungen verschärfen und die Beziehungsebene nachhaltig beschädigen. Hilfreicher wäre es, sich bewusst zu machen, dass die eigene Reaktion nicht nur auf dem Inhalt der Nachricht beruht, sondern auch auf der inneren Deutung – und sich stattdessen auf die tatsächliche Botschaft oder das Bedürfnis hinter der Aussage zu konzentrieren.
2. Urteils-Ohr nach innen: Mit mir stimmt etwas nicht…
Dieses Ohr führt zu Gefühlen wie Schuld, Scham oder Depression, die gegen sich selbst gerichtet sind. Eine Führungskraft, die nach einer kritischen Anmerkung eines Kunden ihr “Urteils-Ohr nach innen” aktiviert, könnte sich übermäßig selbstkritisch betrachten und sich schuldig fühlen, selbst wenn sie in der Sache recht hatte. Ein wichtiger Kunde äußert Zweifel an einer getroffenen Entscheidung, und die Führungskraft beginnt sofort, an ihren eigenen Fähigkeiten zu zweifeln – obwohl die Entscheidung fundiert und gut durchdacht war. Anstatt sich von Schuldgefühlen oder Unsicherheit überwältigen zu lassen, kann sie sich bewusst machen, dass ihre Interpretation durch dieses „innere Urteils-Ohr“ gefiltert wird. So gelingt es eher, die Kritik nüchtern zu reflektieren, den tatsächlichen Inhalt zu analysieren und gegebenenfalls offen und souverän zu reagieren.
3. Empathie-Ohr nach innen: Was fühle ich und was brauche ich?
Dieses Ohr fördert das mitfühlende Verständnis für sich selbst. Es hilft Führungskräfte, sich in stressigen Situationen bewusst zu machen, welche Gefühle und Bedürfnisse sie haben. Ein Teamlead, der sich in einer schwierigen Verhandlung unter Druck gesetzt fühlt, könnte sein Empathie-Ohr nach innen richten und sich fragen: “Was fühle ich gerade wirklich? Vielleicht bin ich gestresst, weil ich den Kunden unbedingt gewinnen will. Was brauche ich, um besser zu kommunizieren? Vielleicht mehr Klarheit oder Unterstützung von meinem Team.” Indem er sich diese Fragen stellt, kann er seine Gefühle anerkennen und konstruktiv damit umgehen, anstatt unreflektiert zu reagieren.
4. Empathie-Ohr nach außen: Was fühlt und braucht der/die andere?
Dieses Ohr hilft, das Gegenüber besser zu verstehen und einfühlsam zu reagieren. Wenn eine Führungskraft das Empathie-Ohr nach außen aktiviert, wird sie sich fragen: “Was fühlt mein Kunde gerade? Welche Bedürfnisse hat er?” Ein Beispiel: Ein Kunde ist verärgert, weil ein Projekt länger dauert als erwartet. Anstatt defensiv zu reagieren, könnte die Führungskraft überlegen, welche Gefühle und Bedürfnisse hinter dem Ärger des Kunden stehen. Vielleicht ist er frustriert und braucht mehr Informationen über den Fortschritt des Projektes. Indem sie diese Bedürfnisse erkennt und empathisch darauf eingeht, kann sie das Gespräch in eine konstruktive Richtung lenken.
Gewaltfreie Kommunikation in Verhandlungen
In Verhandlungen kann die Anwendung der Gewaltfreien Kommunikation (GFK) wesentlich dazu beitragen, Missverständnisse zu vermeiden und eine konstruktive, kooperative Atmosphäre zu schaffen. Das ist besonders wichtig, wenn es um komplexe Themen, emotionale Interessen oder schwierige Beziehungen zwischen den Beteiligten geht – also genau jene Konstellationen, mit denen Führungskräfte häufig konfrontiert sind.
Ein Beispiel: Eine Führungskraft verhandelt mit einem externen Partner über die Fortführung einer belasteten Geschäftsbeziehung. Während des Gesprächs kommt es immer wieder zu vorwurfsvollen oder aggressiven Kommentaren seitens des Gegenübers, die den Prozess zu blockieren drohen. Hier kann die Führungskraft auf die Prinzipien der GFK zurückgreifen, indem sie zunächst neutral beschreibt, was sie wahrnimmt: „Ich nehme wahr, dass in unserem Gespräch viele emotionale Punkte angesprochen werden.“ Dann folgt die Benennung von Gefühl und Bedürfnis: „Ich merke, dass mich das unruhig macht, weil mir eine sachliche und lösungsorientierte Atmosphäre wichtig ist.“ Abschließend formuliert sie eine klare Bitte: „Können wir gemeinsam schauen, wie wir die zentralen Anliegen beider Seiten strukturiert bearbeiten können?“
Gewaltfreie Kommunikation in herausfordernden Kundengesprächen
Auch im direkten Austausch mit Kund:innen oder Geschäftspartner:innen kann Gewaltfreie Kommunikation (GFK) eine wertvolle Unterstützung sein, um schwierige Gespräche respektvoll, empathisch und lösungsorientiert zu führen. Führungskräfte haben es häufig mit Gesprächspartner:innen zu tun, die emotional stark belastet sind – etwa durch Konflikte im Team, hohe Erwartungen oder Enttäuschungen bei Projektergebnissen. In solchen Situationen ist es entscheidend, klar und gleichzeitig einfühlsam zu kommunizieren, um Vertrauen zu bewahren und konstruktiv weiterzuarbeiten.
Ein praktisches Beispiel: Eine Kundin ist verärgert und enttäuscht, weil ein Projekt nicht den gewünschten Erfolg gebracht hat. Die Führungskraft oder Projektverantwortliche könnte mit GFK reagieren, indem sie zunächst die Emotionen der Kundin anerkennt: „Ich merke, dass Sie enttäuscht sind, weil das Ergebnis nicht Ihren Erwartungen entspricht.“ Anschließend bringt sie ihre eigene Sichtweise ein: „Auch für uns ist es frustrierend, wenn ein Projekt nicht den gewünschten Effekt erzielt – gleichzeitig möchten wir gemeinsam mit Ihnen verstehen, woran es gelegen hat.“ Schließlich folgt eine lösungsorientierte Bitte: „Können wir uns in Ruhe zusammensetzen, um die Ergebnisse zu analysieren und konkrete nächste Schritte zu entwickeln, die Ihre Ziele bestmöglich unterstützen?“
Gewaltfreie Kommunikation bei internen Teamkonflikten
Auch innerhalb von Teams entstehen immer wieder Konflikte – sei es durch unterschiedliche Meinungen, Kommunikationsstile oder Rollenverständnisse. Gerade in solchen Situationen hilft die Gewaltfreie Kommunikation (GFK) dabei, Spannungen zu entschärfen und die Zusammenarbeit wieder auf eine konstruktive Basis zu stellen.
Ein Beispiel: Ein Konflikt zwischen zwei Teammitgliedern eskaliert, weil beide unterschiedliche Vorstellungen darüber haben, wie ein Projekt umgesetzt werden soll. Die Führungskraft kann GFK einsetzen, um den Konflikt moderierend zu begleiten. Zunächst beschreibt sie die Situation sachlich: „Ich habe den Eindruck, dass es zwischen euch Spannungen in Bezug auf die Projektumsetzung gibt.“ Dann benennt sie ihre Gefühle und Bedürfnisse: „Ich bin besorgt, dass dieser Konflikt unsere Zusammenarbeit belastet, und mir ist wichtig, dass wir im Team konstruktiv und lösungsorientiert zusammenarbeiten.“ Abschließend äußert sie eine konkrete Bitte: „Können wir uns gemeinsam zusammensetzen, um eine Lösung zu finden, die für alle gangbar ist und unser Ziel im Blick behält?“
Fazit
Gute und konstruktive Kommunikation unter Stress ist eine unverzichtbare Schlüsselkompetenz für Führungskräfte. Sie stehen regelmäßig vor der Herausforderung, auch in belastenden oder emotional aufgeladenen Situationen klar, wertschätzend und zielführend zu kommunizieren. Wie im Beitrag aufgezeigt, kann Stress die Kommunikationsfähigkeit erheblich beeinträchtigen – mit Folgen wie Missverständnissen, emotionalen Überreaktionen oder unklaren Botschaften.
Die Anwendung grundlegender Kommunikationsprinzipien sowie die Integration der Gewaltfreien Kommunikation (GFK) bieten wirksame Werkzeuge, um solchen Situationen souverän zu begegnen. Besonders hilfreich ist dabei das Bewusstsein für die „vier Ohren“ – darunter das Urteils-Ohr (nach außen wie nach innen) sowie die Empathie-Ohren – die unsere Wahrnehmung und Reaktionen entscheidend prägen. Wer diese innere Dynamik erkennt, kann in kritischen Momenten gezielter steuern und empathischer reagieren.
Langfristige Strategien wie regelmäßiges Kommunikationstraining, gezielte Stressbewältigung und die bewusste Anwendung von GFK – ob in Verhandlungen, Kundengesprächen oder internen Konflikten – stärken nicht nur die eigene Kommunikationsfähigkeit, sondern fördern auch Vertrauen, Teamstabilität und die Führungskultur im Unternehmen. Führungskräfte, die klar und respektvoll kommunizieren – auch unter Druck – setzen ein starkes Zeichen: für Präsenz, Orientierung und nachhaltige Wirkung.
Um erfolgreich in stressigen Situationen zu kommunizieren, ist es entscheidend, diese Techniken und Prinzipien nicht nur theoretisch zu kennen, sondern auch aktiv im Berufsalltag umzusetzen. Indem du deine Kommunikation bewusst verbesserst, legst du den Grundstein für deinen langfristigen beruflichen Erfolg und eine stärkere zwischenmenschliche Verbindung in einem oft anspruchsvollen Umfeld.
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Allgemeine Infos
Paul Watzlawick, ein bedeutender Kommunikationswissenschaftler, betont in seinem Werk “Menschliche Kommunikation: Formen, Störungen, Paradoxien”, dass Stress die Kommunikation erheblich stören kann. Er erklärt, dass Stress zu einer Verzerrung der Wahrnehmung führt, was die Interpretation von Nachrichten beeinflusst. Menschen, die unter Stress stehen, neigen dazu, Informationen selektiv wahrzunehmen und auf eine Art zu interpretieren, die ihre eigenen Ängste oder Befürchtungen bestätigt. Dies kann zu Missverständnissen, übermäßigen Reaktionen und einem Verlust an Klarheit in der Kommunikation führen.
Watzlawick beschreibt auch, dass unter Stress die Fähigkeit zur differenzierten Kommunikation abnimmt. Stress kann dazu führen, dass Menschen in eine starre Denkweise verfallen, in der sie weniger offen für neue Informationen sind und eher in Schwarz-Weiß-Kategorien denken. Dies erschwert den Dialog und die Lösung von Konflikten, da die Beteiligten ihre Positionen verhärten und weniger auf die Botschaften des Gegenübers eingehen.
Quellen
*Paul Watzlawick – Menschliche Kommunikation: Formen, Störungen, Paradoxien. Dieses Werk behandelt allgemeine Prinzipien der menschlichen Kommunikation und wie Stress Kommunikationsprozesse beeinflussen kann.
**Marshall B. Rosenberg – “Gewaltfreie Kommunikation: Eine Sprache des Lebens”. Dieses Buch bildet die Grundlage für die Prinzipien der gewaltfreien Kommunikation (GFK), die in stressigen Kommunikationssituationen Anwendung finden.
***Vera Heim, The Coaching Company
Beitragsbilder mit KI erstellt.